Alopezie

Durchschnittlich verliert der Mensch täglich ca. 25-100 Haare, ohne dass dies irgendeinen Krankheitswert hätte. Die Gesamtanzahl der Kopfhaare beträgt etwa 100.000 Haare. Vom krankhaften Haarausfall spricht man ab einem Haarverlust von mehr als 100 Haaren. Als Alopezie bezeichnet man einen Haarverlust von mehr als 60%. 

Die Ausbildung des Haarkleides wird insbesondere durch die Geschlechtshormone beeinflusst. Weibliche Hormone (’Östrogene’) führen zu einer Ausbildung des Kopfhaares, männliche Hormone (’Testosteron’) fördern insbesondere das Wachstum der Stammbehaarung.

Um zwischen den einzelnen Typen unterscheiden zu können, bedient man sich des ’Trichogramms’. Hierbei werden vom Scheitelhaar einige Haare ausgerupft und dann der Haarbalg unter dem Mikroskop untersucht. Je nach Ausbildung kann ihr Hautarzt feststellen, in welcher Wachstumsphase sich das Haar befindet. Das Verhältnis der Haare der verschiedenen Wachstumsphasen zueinander hilft dem Hautarzt bei der Diagnose. 

Der Hautarzt teilt die zu einem Haarausfall führenden Erkrankungen nach dem Gesichtspunkt ein, ob die Haarwurzelscheide durch entsprechende Erkrankungen zerstört wird oder nicht. Somit unterscheidet man zwischen vernarbendem und nicht vernarbendem Haarausfall.

Nichtvernarbendener Haarausfall

Neben den unspezischen diffusen Haarausfällen (diffuse ’Alopezie’) gehören zu dieser Untergruppe die männliche Glatzenbildung (’Alopecia androgenetica’) und der kreisrunde Haarausfall (’Alopecia areata’).

Diffuser Haarausfall

Im Rahmen von internistischen Erkrankungen (z.B. Schilddrüse), Krebserkankungen (hier insbesondere bei Chemotherapien), als Medikamentennebenwirkungen, im Rahmen von Mangelerkrankungen (Vitamine, Zink, Eisen, Magnesium), hormonbildenden Erkrankungen, Röntgen - Strahlungen, Vergiftungen, psychische Erkrankungen mit z.B. zwangshafter manueller Haarmanipulation (‘Trichotillomanie’), Pilzerkrankungen und sonstigen infektiösen Erkrankungen kann es zu einem unspezischen Haarausfall als Nebenbefund kommen. Die Therapie dieser Art von Haarausfall liegt grundsätzlich in der Therapie der Grunderkrankungen.

Kreisrunder Haarausfall

Der kreisrunde Haarausfall (’Alopecia areata’) ist eine häufige Haarerkrankung, bei der sich meist eine oder mehrere kreisrunde, haarlose Stellen im Bereich der Kopfhaut bilden. In seltenen Fällen kann es auch zu einem Ausfall der gesamten Kopfbehaarung oder anderer Körperhaare kommen. Beobachtet werden auch Nagelveränderungen wie Grübchen- und Querrillenbildung und erhöhte Nagelbrüchigkeit. Als Ursache für die Erkrankung wird ein Autoimmungeschehen angenommen. Anders ausgedrückt bedeutet dies, dass sich Ihr Immunsystem aus unbekannten Gründen gegen die eigenen Kopf- bzw. Körperhaare richtet, so dass diese ausfallen. Wenn der Haarausfall nur gering ausgeprägt ist und noch nicht über lange Jahre besteht, kommt es in der Mehrzahl der Fälle auch ohne Therapie zu einer vollständigen Wiederbehaarung innerhalb von 6 bis 12 Monaten. In diesem Falle kann zunächst eine abwartende Haltung eingenommen werden. Falls der Haarausfall jedoch schnell fortschreitet, grosse Areale betroffen sind oder Sie stark belastet, sollte von einem erfahrenen Hautarzt eine frühzeitige Therapie eingeleitet werden. Insgesamt gibt es eine Vielzahl von Behandlungsmöglichkeiten, die in Abhängigkeit von dem Schweregrad der Erkrankung alleine oder in Kombination eingesetzt werden können männliche Glatzenbildung und Haarausfall im Scheitelbereich: Bei dieser Erkrankung kommt es zu einer Reduktion der Haardichte auf der Kopfhaut durch Umbau des Haarbalges unter dem Einfluss von männlichen Geschlechtshormonen. Diese Haarrückbildung kommt vor allem bei Männern vor, dennoch kann sie - wenn auch in geringerem Masse - auch bei Frauen vorkommen, da auch Frauen geringe Mengen an männlichen Hormonen bilden. Beim Mann beginnt der Rückgang der Haare mit der Bildung von Geheimratsecken, dann bildet sich eine zentrale Lichtung in der Kopfhautmitte (‘Glatze’) und schliesslich kommt es je nach Schweregrad zu einem übergehenden Zusammenfliessen der Lichtungsbildung, so dass oft nur noch ein hufeisenförmiger Haarkranz übrigbleibt. Bei Frauen kommt es eher zu einer diffusen Ausdünnung des Scheitelbereiches. Da es sich bei der Glatzenbildung bei Männern um ein sekundäres Geschlechtsmerkmal handelt, ist eine Therapie nur bei Therapiewunsch notwendig und wird in der Regel von der gesetzlichen Krankenkasse nicht bezahlt. Die Therapie mit jeglichen Präparaten und Wirkstoffen vollzieht sich über Jahre und Jahrzehnte. Es muss oder sollte frühzeitig begonnen werden, da sonst irreversible Haarbalgveränderungen unter der Testosteronwirkung aufgetreten sind und eine Wiederbehaarung durch Salben und Tinkturen nicht mehr möglich ist. Ziel der Therapie ist die Verhinderung bzw. Verlangsamung der Progression. Die zur Zeit verwendeten Präparate sind Pentadecansäuremonoglycerid und Minoxidil - Lösung.

Gute Erfolge sind neuerdings auch durch den Wirkstoff Finasterid beschrieben worden. Die hormonelle Ursache des androgenetischen Haarausfalls sind der Ansatzpunkt für die Finasterid-Therapie. Denn das für den Haarausfall verantwortliche Hormon ist das Dihydrotestosteron (‘DHT’), welches aus dem männlichen Sexualhormon Testosteron gebildet wird. Kann man nun diese Umwandlung von Testosteron in DHT mit Hilfe chemischer Mittel unterbinden, entsteht nicht mehr soviel DHT und der Haarausfall wird gestoppt. 
Und eben ein solches Mittel ist das Finasterid. Es steht bereits seit einiger Zeit zu Verfügung, wurde aber bisher nur in hohen Dosen zur Behandlung einer gutartigen Prostatavergrösserung eingesetzt. Da das Haar nur ca. 1,25 cm pro Monat wächst, kann man jedoch keine unmittelbarn Ergebnisse sehen. Man sollte Finasterid mindesten 6 Monate einnehmen, um einen Effekt beurteilen zu können. In Einzelfällen wurde sogar über eine Rückbildung von Glatze und Geheimratsecken berichtet. Bei extremen Therapiewunsch ist die Eigenhaartransplantation von kleinen Haarbüscheln aus dem erhaltenen Haarkranz in die gelichteten Areale indiziert. 
Bei Frauen bestehen mehrere Möglichkeiten. Neben den o.g. Präparaten können östrogenhaltige (‘weibliche Hormone’) Kopfhauttinkturen, thymushaltige Zubereitungen, aber auch eine interne Therapie mit Antiandrogenen (’Pille’) angewendet werden. Diese interne Therapie sollte jedoch auf Grund der höheren möglichen Nebenwirkungen erst nach Ausschöpfen der externen Therapiemögklichkeiten erfolgen.

Vernarbender Haarausfall

Ursachen dieser Art des Haarausfalls sind insbesondere Verletzungen, Verbrennungen, Verätzungen, Pilzerkrankungen, bakterielle Erkrankungen oder sonstige seltene chronisch entzündliche dermatologische Erkrankungen. Ihr Hautarzt wird gerne darüber detailliert informieren.

Die Therapie besteht einmal in der kausalen Behandlung der zu Grunde liegenden Erkrankung. Die Problematik beim ’vernarbenden’ Haarausfall besteht darin, dass die Haarwurzelscheide irreversibel zerstört wird und hier auf natürlichem Wege kein Haar mehr wachsen kann. Als kosmetisch-chirurgische Möglichkeit bietet sich in solchen Fällen die Haartransplantation an. Hierbei werden aus gesunden Haararealen stanzförmig Haare mit dem Haarbalg entnommen und regelrecht in die betroffenen haarlosen Areale wieder eingepflanzt. Hierzu ist aber eine komplette Abheilung der Erkrankung, die zu dem Haarausfall geführt hat, notwendig.

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