Nesselsucht (Urtikaria)

Die chronische Urtikaria (‚Nesselsucht‘) gehört zu den 20 häufigsten Hauterkrankungen. Die Symptome dieser Erkrankung äußern sich in stark juckendem Hautausschlag mit meist roten aber auch blassen Quaddeln. Die Ursache dafür liegt in einer Erweiterung kleinster Hautgefäße mit Erhöhung ihrer Wanddurchlässigkeit und einer Flüssigkeitsansammlung in der Haut. Ursache für diese Reaktion ist meist 

eine Ausschüttung verschiedener Entzündungsstoffe (z.B. Histamin und Serotonin) aus den sogenannten ‚Mastzellen‘. Mastzellen sitzen an strategisch wichtigen Stellen des Körpers, nämlich überall dort, wo Fremdstoffe relativ leicht in den Organismus eindringen können. Sie sitzen in großer Menge in der Haut, aber auch in anderen Organen (z.B. Lunge und Darm) und spielen eine wichtige Rolle in der körpereigenen Abwehr. Die von ihnen produzierten Ent-zündungsstoffe helfen dem Körper in der normalen Abwehrarbeit z.B. gegen Fremd-stoffe und Bakterien. Sie werden allerdings bei der Urtikaria nach unserem heutigen Verständnis unnötigerweise, schubweise, unkontrolliert und übermäßig freigesetzt. Hierdurch kommt es zu Juckreiz und Hautrötung sowie der für die Urtikaria so typischen Quaddelbildung.

Auslösende Ursachen, jedoch auch unterhaltende Faktoren für eine Urtikaria sind:

  • echte Allergien
  • Unverträglichkeitsreaktionen (sog. ‚Pseudoallergien‘) auf bestimmte Arzneimittel
  • Nahrungsstoffe oder darin enthaltene Zusätze wie Farb- und Konservierungsstoffe
  • physikalische Faktoren wie Wärme, Kälte, Druck
  • chronische Infektionen, z.B. Kieferhöhlenentzündungen, Zahnwurzelentzündungen
  • Pilzinfektionen im Mund- oder Genitalbereich oder auch eine Besiedlung des Darmes mit Hefepilzen
  • Magenschleimhautentzündungen durch ein Bakterium (‚Helicobacter pylori‘)

Um nun die ganze Bandbreite der möglichen Auslöser zu untersuchen, sollten diese Ursachen sehr sorgfältig abgeklärt werden. Bitte erwähnen Sie Ihrem Hautarzt gegenüber alle möglichen Faktoren. Neben einer körperlichen Untersuchung werden verschiedene Blutuntersuchungen und verschiedenen Hauttestungen durchgeführt. Außerdem sind in der Regel einige Untersuchungen von Kollegen anderer Fachrichtungen notwendig:

  • Hals-Nasen-Ohren-Arzt (chronische Infektherde im Bereich der Mandeln oder der Nasen-Nebenhöhlen)
  • Zahnarzt (Zahnwurzelvereiterungen; Karies oder Parodontose spielen keine Rolle) oder Wurzelfüllungen
  • Frauenarzt (chronische Unterleibsentzündungen)
  • Urologe (chronische Infekte der Harnwege)
  • Internist (hier interessiert uns insbesondere die Besiedelung des Magens mit dem Bakterium Helicobacter pylori)

Nahrungsmittelallergien

Zum Ausschluß von Nahrungsmittelunverträglichkeiten sollten Sie eine spezielle Diät einhalten. Diese ist frei von den häufigsten allergieauslösenden Stoffen und besteht im wesentlichen aus Kartoffeln (in allen Variationen), Reis und speziellen Brötchen sowie Tee und Mineralwasser. Diese sogenannte Tee-Kartoffel-Reisdiät bringt in vielen Fällen mit chronischer Urtickaria schon eine gute Befundbesserung, wenn ursächlich eine Nahrunsmittelallergie oder -unverträglichkeit zugrunde liegt. Um dieser Ursache weiter auf 
den Grund zu gehen, können anschließend sogenannte ‚Provokationsdiäten‘ (damit meint man die Testung mit möglichen auslösenden Stoffen wie z.B. Konservierungs- oder Farbstoffe) durchgeführt werden. 
Unter den Provokationsdiäten und Testungen kann es allerdings als Zeichen von Unverträglichkeiten zum Auftreten von Hautausschlägen oder Kreislaufproblemen kommen. Somit müssen diese Testungen unter strengen Sicherheitsvorkehrungen vorgenommen werden, damit man bei evtl. auftretenden Problemen sofort eingreifen kann. Daher erfolgen diese Provokationstestungen in der Regel stationär in einer 
Hautklinik. Für Sie bedeutet dies, daß Sie an den Testtagen in der Hautklinik eine Kochsalz-Infusion erhalten und bis zum Ende der Testung (etwa 12.00-13.00 Uhr) zu Ihrer eigenen Sicherheit nüchtern bleiben müssen. Sie erhalten im Abstand von je einer Stunde 3 bzw. 4malig Testkapseln, die die verschiedenen Stoffe enthalten. Pro Stoffgruppe (z.B.Farbstoffe, Konservierungsstoffe) rechnet man einen Testtag.

Ziel dieser Testungen ist es, Ihnen möglichst genau sagen zu können, welche Lebensmittel, Zusatzstoffe oder ggf. Medikamente Sie zukünftig meiden müssen, um ein neues Auftreten von Quaddeln zu verhindern.

Die Ergebnissse der Testungen werden in einem sog. Allergiewarnpaß notiert.

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